Historisches Bild

In Pension

In Pension

 

 

 

„Och, wat weern dat doch moie Tieden, as ik noch in “Staatsdeenst“ tätig weer,“ docht Paul, as he mit sien Bladd bi d` Fröhstück seten dee. Sien Froo kunn morgens nich mit hüm snacken, so vertieft weer he in sien Zeitung. So weer dat ok dissen Morgen. Dat Radio tutert so ganz nevenbi, daar lest he dat: >>Zusammenlegung einiger Abteilungen beim Amtsgericht – Rationalisierungsmaßnahmen<<. „Och Gott,“ docht he, „nu willt se mien Grundbookamt utlagern, dat feine Grundbookamt. Daar wo ik de letzt veertig Jahr immer up`t sülvig Stee mien Arbeid maakt hebb. Postingang sortieren, Grundböker rutsöken, Akten transporteern, Ordners bearbeiden, Publikumsverkehr dirigieren un dat Telefon bedenen, dat immer un immerto an`t lüden weer.“

 

He see immer noch „mien Grundbookamt“, as wenn he daarmit verheirad weer. Dat weer he egentlik ok, sien Froo weer sotoseggen sien tweed Froo. Aver sien Froo harr sück daarmit offunnen, un de Eifersucht weer mit dat Öller ok ofklungen. Se kunn tofree ween. Se harrn  twee Kinner, beid weern verheirad un dree Enkelkinner besöken her of un to maal. Good, dat se mit de Kinner snacken kunn, ok wenn`t över Snackkasten gung. Mit hör Mann kunn se sück nich veel ünnerhollen. He weer sotoseggen „in sück kehrt.“ Krach mit hüm kriegen, dat weer uttosluten. Un so leven se nevenanner her, se harr de Huushollen un he sien „Vergangenheit.“  Ach ja, een Hobby harr he noch, egentlik twee: Sien Skatgemeinschaft mit veer ehemalig Amtskollegen (een weer intüschen dood bleven) un Football. In jung Tieden weer he Mitglied van Schalke 04 worden un dat is he bit vandag bleven.

 

Lehrt harr Paul bi een Auktionator, de in sien Firmennaam ok dat Woord „Rechtsbeistand“ upnomen harr. Aver de Auktionator stürv ganz tomaal un de Betriev kunn nich uprecht hollen wurden. Un in de schlecht Tied kunn he bi dat hiesig Amtsgericht ankomen, de söchen Hülp. Un mit de Tied, he harr enige Prüfungs bestahn, wordt he Justizsekretär. Un daarmit weer he Beamter wurden. He kreeg nu „Beamtenbezüge.“ Dat lütt Kleikram kunn he so na un na ofgeven. Sien Vörsetter överdrog hüm immer mehr anner Upgaven. He drüff jetzt ok de Indragungen in d` Grundbook schrieven. Un sien Schrift kunn sück sehn laten. Dat eenzigst, wat sien Vörsetter an hüm uttosetten harr, weer de veel Schmökeree. Twee Schachtels Glimmstängels gungen so an Dag dör. Sien Arbeidsruum weer jedertied innebelt. Un sien Tegenöver weer dauernd an hosten un schnuben.

Dree Jahr vör sien Pensioneerung wordt he befördert. He wordt nu Justizinspektor! Inspektor! Daar kunn`n sück wat up inbilden. Aver Paul weer nich so. Hauptsaak, he harr sien Arbeid. Plichterfüllung stund bi hüm an eerst Stee. He weer solang as he bit Amtsgericht weer, morgens de Eerst un meest Tied avends de Letzt. Viertel Stünnen vör d` Dienstanfang stund he up de Matt. De anner Kollegen un Froonslü kemen later, daar harr Paul al wat Goods för siene Lungen daan, he harr mit Genuss eerstmal een Zigarett schmökt.

 

Vör dree Jahren gung he denn in Pension. De Vader Staat wull hüm nich mehr hebben. He harr sien Öller un nu muss he, of he wull oder nich, Platz maken vör sien Nafolger. All sien Kolleginnen un Kollegen harrn sück to de Ofscheedsfier veel Möh maakt. Un wiel disse Ofscheedsfier jüst in de Nikolaustied full, wordt ok gliek de Wiehnachtsfier mit ofhollen. He harr sück fein upklannert un sien Froo, de dat eerst Maal dat Amtsgericht van binnen ankieken kunn, harr sück ok ganz fein maakt.  De Direktor höchstpersönlik holl de Ofscheedsred. In bewegt Wör gung de Direktor up de Levensweg van Paul in. Un he harr ok gode Wör för sien Froo, denn ohn sien Froo harr Paul woll nich de Leistungen brocht, de he in de Jahren oflevert harr. Sien Froo kreeg een fein Blömenstruß un he siene Entlassungsurkund. Mit fein Eten un Drinken un Singen van `n paar Wiehnachtsleder gung de Fier to Enn. „Paul, du musst uns immer maal besöken,“ repen siene Kollegen hüm na, as he mit sien Froo „sien Amtsgericht“ verlaten dee.

 

Dree Jahr nu to Huus un kien Plichtarbeid. Dat weer een grode Ümstellung. Aver he harr ja siene Froo, un eerst na över veertig Jahr keem he daarachter, wat för eene feine Froo he heirad harr. Mit veel Feingeföhl un Takt hett se dat fertigbrocht, de Övergang van Arbeid to`n Ruhstand ohn groot Pien för Paul to bewerkstelligen. Aver ganz kunn Paul sien Plichtgeföhl nich ofleggen. He stund morgens genau so fröh up as fröher, halv Söven. Un üm halv Acht schmök he sien eerst Zigarett. Watt`n ganz Leven maakt hett, dat kann´n doch nich so van hüt up morgen ännern! Un noch wat: Gliek na d` Fröhstück treckt he sien Schoh an un maakt sien Rundgang dör de Stadt, sömmers wi winters un ok wenn`t  regen deiht. Un immer kummt he bi d` Amtsgericht vörbi. He blifft denn stahn un denkt an fröher Tieden. Nüms kickt ut d` Fenster und winkt. He stickt sück een Zigarett an un geiht na Huus.

 

Rudi Rabe

27.06.2008